Frank Fischer mit Krawatte und einem blauen Anker im Hintergrund

Versicherungsaktien: Anker in rauer See

Artikel hören

 

Die Angst ist an der Börse ein ständiger Begleiter. Angst vor Verlusten, Angst vor unvorhergesehenen Ereignissen. Aber: Angst ist an der Börse kein guter Ratgeber.


Vorsicht bei der Risikoadjustierung

 

Dabei ist es momentan nachvollziehbar, wenn Anleger zumindest Vorsicht bei der Risikoadjustierung ihrer Portfolios walten lassen. Denn es gibt derzeit zu viele Unsicherheitsfaktoren, die belasten. Wir befinden uns auf rauer See mit Zinsängsten, steigenden Anleiherenditen und geopolitischen Spannungen. Der Krieg in der Ukraine ist das eine, das Pulverfass Nahost mit Israel und den Palästinensern in Zentrum belastet die Märkte. Was passiert, wenn das Pulverfass in die Luft fliegt? Man mag es sich gar nicht ausmalen.


Fondsmanager stellen sich defensiver auf

 

Als wenn das noch nicht reichen würde. An der Börse reden jetzt alle von den „Long Tail Risks“, also den Risiken am langen Ende eines Schweifes von Ereignissen. Alle wissen, da kommt noch was. Aber keiner weiß genau was. Der „World Uncertainty Index“, der die Unsicherheit in den Analysten-Reports der börsennotierten Konzerne registriert und bewertet, ist erstmals seit 2021 wieder signifikant nach oben gesprungen. „Eine unsichere Zukunft bestimmt das Drehbuch für alle Marktteilnehmer, vom Investor bis zum Notenbank-Gouverneur“, schreibt die Financial Times dazu. Einen Eindruck davon, wie vorsichtig Investoren derzeit sind, vermittelt die aktuelle Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Den vollen Umfang des Krieges spiegeln die jüngst veröffentlichten Ergebnisse noch nicht wider. Dennoch sehen bereits 23 Prozent der Befragten eine sich verschlechternde geopolitische Lage als größte Gefahr für die Märkte. Bei der Befragung im Vormonat waren es noch weniger als 15 Prozent. Wobei die Cash-Quote auf über 5 Prozent erhöht wurde.


China verkauft US-Staatsanleihen im wert von 21 Milliarden US-Dollar

 

Jetzt geht es aber darum, das Schiff in rauer See auf Kurs zu halten. Jahrelang galten US-Staatsanleihen als der unerschütterliche Zufluchtsort in turbulenten Zeiten. Doch aktuell sieht es so aus, als ob sich der Wind drehen würde. Die jüngste Auktion 30-jähriger Staatsanleihen und die galoppierende Verbraucherpreisinflation werfen Fragen auf: Ist das einst sichere Ufer der US-Staatsanleihen jetzt ins Wanken geraten? China hat diese Frage so beantwortet: Peking hat US-Staatsanleihen für rund 21 Milliarden US-Dollar verkauft (Quelle: China verkauft die meisten US-Vermögenswerte seit vier Jahren). Ein erster Warnschuss.


Unternehmen rechnen mit nachlassender Nachfrage

 

Mitten in dieser Unsicherheit wird der Kurs der Federal Reserve zum entscheidenden Faktor. Alle Augen sind auf die bevorstehende Rede von Jerome Powell gerichtet. Wird die Fed die Zinsen und gleichzeitig die Anleiherenditen beeinflussen? Diesbezüglich gibt das jüngst veröffentlichte Weißbuch der US-Notenbank, das sogenannte Beige Book, interessante Hinweise. Die kurzfristigen Konjunkturaussichten wurden von den landesweit befragten US-Unternehmen als stabil mit leichter Abwärtstendenz beschrieben. Die Erwartungen für das Weihnachtsgeschäft, für viele der wichtigste Umsatztreiber des Jahres, waren jedoch uneinheitlich. Viele Unternehmen rechnen im Zuge einer sich abschwächenden Nachfrage damit, dass ihre Preissetzungsmacht zukünftig schwindet. Der Margendruck dürfte zunehmen und die Gewinnaussichten belasten. Auf eine spürbare konjunkturelle Abkühlung im kommenden Quartal könnte die US-Notenbank mit einer ersten Zinssenkung reagieren. Viele Marktteilnehmer rechnen damit um die Mitte des kommenden Jahres. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter.

 

Allianz, SCOR und Storebrand im Fokus 

 

Was also tun? Wie wäre ein Blick auf die Versicherer in Europa? Die bringen derzeit Stabilität ins Depot. So haben wir in den Portfolios unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und des Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value drei Versicherungstitel aufgenommen: die Allianz, den französischen Versicherungskonzern SCOR, sowie Storebrand aus Norwegen. Alle weisen über die letzten Wochen hin eine überdurchschnittliche Performance auf. Sie alle sind starke Player in ihren Märkten und verfügen damit über Preissetzungsmacht. Auf der anderen Seite profitieren sie von den hohen Zinsen. Was dazu kommt: Sie sind allesamt breit aufgestellt. Beispiel Allianz: Der Konzern hat knapp 130 Millionen Firmen- und Privatkunden in mehr als 70 Ländern. Zur Absicherung der Risiken bietet der Münchner DAX-Konzern das ganze Spektrum an Versicherungsleistungen. Hinzu kommen die Vermögensverwalter PIMCO und Allianz Global Investors (AGI). Damit will die Allianz in diesem Jahr ein Rekordergebnis von über 14 Milliarden Euro einfahren. Nicht zu vergessen: Die Allianz, wie auch Storebrand und SCOR beteiligen ihre Aktionäre regelmäßig am Unternehmensgewinn. So liegt die Dividendenrendite der drei zwischen 4,5 und 5,2 Prozent. Was die Performance betrifft, liegt allerdings SCOR (Blogbeitrag: Rückversicherer-Aktie SCOR punktet mit Bewertung und positiven Perspektiven) mit einem Plus von rund 30 Prozent seit Jahresbeginn einsam an der Spitze. Da können die anderen beiden nicht mithalten.
  
Wer bei solchen Aktien investiert ist, sollte nun wirklich keine Angst an der Börse haben, denn die ist wirklich ein schlechter Begleiter an den Kapitalmärkten. 

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.