Rendite mit Schumpeter-Monopolisten und Q-Profiten - Frank Fischer Kolumne

Rendite mit Schumpeter-Monopolisten und Q-Profiten

Waren Sie in den letzten Tagen mal im Supermarkt und haben eingekauft? Butter? Da müsste Ihnen fast schwarz vor Augen geworden sein! Wurden Anfang April für Markenbutter wie Weihenstephan oder Kerrygold noch zwei Euro verlangt, so werden heute schon mehr als drei Euro aufgerufen. Über 50 Prozent Anstieg in nur einem Monat! Wahnsinn! Und ein Ende der Preissteigerungen ist nicht abzusehen. Die nächste Welle ist in vollem Gange, nachdem bereits vor Beginn des Ukraine-Krieges die Preise als Folge gestiegener Energiepreise merklich angezogen hatten.

Lebensmittel-, Energie-, oder sonst irgendwelche Preise des täglichen Lebens kennen derzeit nur eine Richtung: steil nach oben! Da kommt kaum ein Geldbeuten noch mit. Aber: Wie begegnet man solchen Preissteigerungen? Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins gerade um 50 Basispunkte angehoben und will mit weiteren Zinsschritten der Inflation begegnen. Die EZB hat noch nichts unternommen. Durch Lohnsteigerungen werden die jüngste Preisexplosion auf der anderen Seite kaum aufzufangen können. Was bleibt? Unserer Meinung nach sind „gute“ Aktien ein gutes Investment. „Beautiful businesses“ wie wir sie nennen, also Unternehmen mit starken Marken und Preissetzungsmacht, die von der aktuellen Situation profitieren. Auf den österreichischen Nationalökonomen Joseph Schumpeter gehen diese sogenannten „Schumpeter-Monopolisten“ zurück, die in ihrer Branche eine führende Marktposition inne haben und deshalb erfahrungsgemäß gerade in schwierigen Phasen langfristig besser performen als der Gesamtmarkt.

 

„Schumpeter-Monopolisten“ performen langfristig besser als der Gesamtmarkt

 

Beispiele für solche Schumpeter-Monopolisten – die eigentlich keine Monopolisten im klassischen Sinne sind – sind etwa Nestlé, oder auch Portfolio-Unternehmen unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wie etwa der britische Gebrauchsgüterkonzern Unilever oder die belgische Brauereigruppe ABInBev. Diese vertreiben nicht-zyklische Basiskonsumgüter wie Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände wie Toilettenpapier oder Waschmittel, die man nun mal täglich braucht. Und Bier, wie das von ABInBev, wird in Krisenzeiten eher mehr als weniger getrunken. Hinzu kommt, dass die Brauereien bei den Konsumenten in diesem Jahr besonders abkassieren wollen: Preissteigerung von bis zu 30 Prozent wurden bereits angekündigt. Der Biergarten wird in diesem Jahr richtig teuer!

Konsumgüter und Haushaltswaren sind halt häufig Produkte, deren Nachfrage auch bei steigenden Preisen stabil bleibt, weil Verbraucher sie benötigen und den Kauf nicht aufschieben können. Zudem können sie Preissteigerungen recht schnell an die Verbraucher weitergeben und so den „Inflationsimpact“ abmildern. Und viele von ihnen haben mit ihren starken Marken quasi einen wirtschaftlichen „Burggraben“ um ihr Geschäft gebaut, der von der Konkurrenz nur selten durchbrochen wird. Die meisten Verbraucher bleiben ihren Marken treu.

 

Nachhaltigkeit wichtiger als Öl- und Rüstungsprofite

 

Doch es gibt noch andere Gewinner. So die Ölkonzerne, wie BP oder Shell, die aufgrund des Ukraine-Kriegs und des von der EU verhängten Importstopps für russisches Öl gigantische Profite einfahren. Der britische Ökonom John Maynard Keynes nannte dies Q-Profite und Karl Marx sprach von Windfall-Gewinnen. Das Q steht für Quasi-Monopol, die Windfall-Profite für Erträge, die im Unterschied zum Pioniergewinn nicht aus einer Erfindung oder dem Mut eines Unternehmers resultieren, sondern durch eine überraschende Marktlage zustande kommen, wie der Publizist Gabor Steingart richtig zusammenfasste. Was BP betrifft, so hat der Konzern in den ersten drei Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahresquartal seinen Gewinn mehr als verdoppelt, nachdem die Öl- und Gaspreise in die Höhe geschossen sind. Der Quartalsgewinn betrug 6,2 Milliarden Dollar – ein Plus von 138 Prozent gegenüber den 2,6 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Und bei Shell war es nicht viel anders. Hier muss man allerdings anmerken, dass diese Aktien für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen nicht investierbar sind. Unsere strengen Nachhaltigkeitskriterien verbieten uns Investments in Unternehmen, die natürliche Ressourcen ausbeuten. Und natürliche Ressourcen, wie Rohstoffe, Wasser, Energie und fruchtbares Land, sind die Grundlage für unser Leben auf der Erde. Deshalb investieren wir auch nicht in solche Unternehmen. Gleiches gilt für Rüstungskonzerne, die vom Krieg profitieren. Für uns sind sie klare „No Gos“!

Krisengewinner - der Cyber-Security-Sektor

Aber noch ein Sektor gelangt durch den Russland-Ukraine-Krieg mehr und mehr in den Fokus der Anleger: Der Cyber-Security-Sektor. Speziell nach den Sanktionen der westlichen Staaten gegen Russland warnen IT-Sicherheitsexperten vor Racheaktionen durch Hackerangriffe. Bundesinnenministerin Nancy Faeser betont, „dass im Kriegsgeschehen Cyber-Attacken eine Form der Kriegsführung sind" und kündigte an, den Bereich der IT-Sicherheit weiter stärken zu wollen. In diesem Bereich sehen wir uns mit unserem Engagement bei der Essener secunet Security Networks gut aufgestellt. Das Unternehmen bietet seinen Kunden Lösungen rund um IT-Sicherheit und IT-Hochsicherheit und ist in Deutschland Marktführer. Auch ein Sektor mit Preissetzungsmacht!

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.