Bundestagswahl, Fed & Evergrande – der Herbst könnte heiß werden! - Frank Fischer Kolumne

Bundestagswahl, Fed & Evergrande – der Herbst könnte heiß werden!

Die Unsicherheiten an den Börsen nehmen wieder zu. Da stellen sich einige Fragen:

 

Was machen die Notenbanken in näherer Zukunft? Welche möglicherweise böse Überraschung hält der chinesische Immobilienkonzern Evergrande – und damit auch die Pekinger Zentralregierung – für Investoren noch parat? Und: Wer regiert uns künftig? Eine „Ampel-Koalition“, oder doch „Jamaika? Die SPD hat gewonnen, die CDU eine historische Schlappe erlitten. Doch sowohl Scholz als auch Laschet erheben den Anspruch, die nächste Regierung bilden zu wollen. Doch die FDP will zunächst einmal mit den Grünen reden – Überraschungen sind vorprogrammiert. Die Unsicherheit bleibt. Und Unsicherheit ist das Letzte, was die Börse braucht.

 

Viele Koalitionsmöglichkeiten

 

Aber der Reihe nach. Zunächst zur Bundestagswahl. Das Gezerre und Geschiebe hinter den Kulissen, wer mit wem die künftige Regierung bilden wird, beginnt schon heute Morgen. Aus den früheren Reaktionen der Börsen auf Bundestagswahlen lässt sich kein eindeutiges Muster erkennen. Eine Besonderheit gab es: Nach der Wahl von Rot-Grün im Jahr im Jahre 1998 gab es für den DAX in den folgenden 10 Handelstagen ein Minus von 15 Prozent [MR1]. Mal schauen, welche Konstellation sich diesmal durchsetzt. Grundsätzlich sehen wir uns mit Werten wie etwa dem deutschen Cybersecurity-Spezialisten secunet (Blogbeitrag: secunet bietet erfolgreiche Cybersecurity „Made in Germany“), der Behörden und Unternehmen Lösungen für ihre IT-Sicherheit bietet, gut aufgestellt – wer auch immer die neue Regierung stellen wird.

Auf der anderen Seite wird die neue Regierung weitere Preissteigerungen im Energiebereich nicht verhindern können oder wollen. Je nachdem, wie die Konstellation ist, bleibt der Fokus auf den Klimaschutz auch weiterhin eine der obersten Prioritäten. Das bedeutet für die Energiekosten: sie werden einfach weiter steigen und steigen.

 

Bald steigende Zinsen in den USA nicht zwingend zu erwarten

 

Kommen wir zu den Notenbanken. Das Bemerkenswerteste an der jüngsten Sitzung der Fed waren wohl die Zinsprognosen der FOMC-Mitglieder, die sogenannten Dots. Erstmals für 2024 erhoben, zeigen sie eine durchschnittliche Erwartung von 1,8 Prozent, was einen deutlichen Anstieg des Leitzinses, der aktuell nahe null Prozent liegt, bedeuten würde. Aber das muss nicht so kommen, denn die Fed geht bei dieser Projektion davon aus, dass in den Jahren zuvor Vollbeschäftigung besteht, und das Wachstum oberhalb des langfristigen Trends liegt. Außerdem muss die Inflation über dem Zielwert von zwei Prozent bleiben. Das ist alles noch nicht ausgemacht. Die Fed lässt sich also noch alle Türen offen. Auch die EZB scheint weit davon entfernt die Zinsen anzuheben, auch wenn sie ihre Anleihekäufe wohl bald reduzieren wird.

 

Evergrande rutscht dem Abgrund näher

 

Bleibt das Problem Evergrande. Der chinesische Immobilienkonzern hat zwar zuletzt Hoffnungszeichen an die Märkte gesendet, eine Pleite des mit rund 300 Milliarden US-Dollar hochverschuldeten Unternehmens ist aber noch lange nicht vom Tisch. Evergrande-Chef Hui Ka Yan versucht zwar immer wieder Investoren und Kunden zu beruhigen. Doch gleichzeitig treten chinesische Behörden laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ an die lokalen Regierungen heran, um sie auf einen möglichen Zusammenbruch von Evergrande vorzubereiten. Lokale Behörden seien angewiesen worden, sich auf mögliche Unruhen vorzubereiten. Außerdem werden Turbulenzen an den Finanz- und Immobilienmärkten jederzeit für möglich gehalten. Hier braut sich etwas zusammen, was die Märkte noch lange beschäftigen könnte. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin sieht derzeit zwar keine Veranlassung für eine vertiefte Prüfung deutscher Banken wegen der Krise des zweitgrößten chinesischen Immobilienentwicklers. Aber was heißt das schon. In der Subprime-Krise ging man anfangs auch von einem isolierten Problem aus.

Bleibt als Fazit: Es könnte ein heißer Herbst für die Anleger werden. Wir sehen uns mit unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen oder dem Frankfurter - Value Focus Fund zwar gut aufgestellt, doch wir bleiben wachsam. Sollte es zu einer Korrektur an den Märkten kommen, werden wir aber nicht nervös, sondern sammeln dann gute Qualitätsunternehmen zu günstigeren Preisen ein. Schließlich steht der langfristige Erfolg unserer Mandate immer im Vordergrund. Da spielt die kurzfristige Unsicherheit an den Börsen keine große Rolle.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.