Börse und Inflation: Bange machen gilt nicht! - Frank Fischer Kolumne

Börse und Inflation: Bange machen gilt nicht!

Schock schwere Not! Die Inflationsrate in den USA ist im Juni auf den höchsten Stand seit August 2008 gestiegen. Die Verbraucherpreise haben im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,4 Prozent zugelegt. Das ist stärker als von den meisten Ökonomen erwartet. Eigentlich hätte das für die Aktienmärkte einer Katastrophe gleichkommen müssen. Doch was passierte? Fast nichts. Die Kurse an der Wallstreet zitterten mal kurz, um dann aber wieder neue Höchststände zu erklimmen. Wie passt das zusammen?

Auf den ersten Blick gar nicht. Denn hohe Inflationsraten rufen normalerweise die Notenbanken auf den Plan, dann steigen die Zinsen – das ist wiederum Gift für die Börsen! Doch die Notenbanken halten erst einmal die Füße still. So sieht der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, den Grund für die derzeit hohe Inflationsrate vor allem im Anziehen der Wirtschaft. Die unerwartet starken Effekte würden schon bald wieder verblassen, so Powell. Ähnlich hat sich auch die EZB geäußert. Nun, es ist zu hoffen, dass sie hier recht behalten. Mit Leitzinserhöhungen wird daher erst frühestens im Jahr 2023 gerechnet.

 

Roubini sieht schon die Katastrophe kommen

 

Glaubt man auf der anderen Seite dem US-Ökonomen und Pessimisten Nouriel Roubini („Dr. Doom“), dann steigt derzeit das Risiko für einen Crash. Er warnt vor allem vor einem Zusammenspiel aus Stagflation – also einer Rezession einhergehend mit hoher Inflation - und einer staatlichen wie auch privaten Überschuldung, dem die Politik und die Notenbanken schon bald nichts mehr entgegenzusetzen haben. Da ist auf lange Frist möglicherweise etwas dran. Aber jetzt schon?

Aber: Bange machen gilt nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Denn von einer Rezession kann derzeit nicht die Rede sein. Die Wirtschaft wächst, die meisten Unternehmen übertreffen mit ihren Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten. Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch für Europa. Dank gelockerter Coronavirus-Beschränkungen, zügiger Impfkampagnen und eines dynamischen Anziehens der europäischen Konjunktur im ersten Halbjahr erwarten Analysten, dass sich die Gewinne merklich erholt haben. Im zweiten Quartal hoben sie ihre Schätzungen für die Gewinne 2021 um acht Prozent an und prognostizieren nun Gewinnsteigerungen von 47 Prozent. 2022 soll das Plus zwölf Prozent betragen. Für Konzerne, die quartalsweise berichten, erwarten die Analysten – natürlich auch bedingt durch den schwachen Vorjahreswert – ein Gewinnwachstum von knapp 110 Prozent im zweiten Quartal. Das ist eine ganze Menge.

Doch die Luft wird langsam dünn. Deshalb erwarten wir noch in diesem Jahr einen Rücksetzer an den Börsen zwischen 5 und 10 Prozent. Als Konsequenz haben wir auch den Netto-Aktienanteil in unserem vermögensverwaltenden Mischfonds, dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, von über 90 auf jetzt etwas über 80 Prozent reduziert und entsprechend abgesichert. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

 

Tech-Sektor profitiert – Services für IT-Sicherheit haben Hochkonjunktur

 

Trotzdem gibt es gute Gründe für weiterhin vorsichtigen Optimismus. Das liegt auch daran, dass der Tech-Sektor wieder an Fahrt aufgenommen hat. Hier hat die US-Notenbank Gutes bewirkt, indem sie mögliche Zinsanhebungen noch für eine Weile aufgeschoben hat. Davon haben unsere Portfoliowerte wie Amazon, Alphabet und Facebook profitiert. Rückenwind erhält das Portfolio aber auch von einer ganz anderen Seite: den Sicherheitslücken in den Kommunikationsnetzwerken vieler Unternehmen und Behörden. Für das Schwergewicht im Portfolio, secunet Securities Networks sind das gute Bedingungen. Die Aktie hat seit Jahresbeginn schon rund 80 Prozent zugelegt. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Denn die Zahl der Cyberattacken auf Firmen und Behörden weltweit steigt immer weiter und deutsche Betriebe sind zunehmend betroffen. Obwohl sie immer mehr Geld für Sicherheit ausgeben, verzeichneten deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich besonders hohe Schäden, wie eine Umfrage des Spezialversicherers Hiscox ergab. Und genau das ist das Geschäftsfeld von secunet. Denn es bietet seinen Kunden Lösungen rund um IT-Sicherheit und IT-Hochsicherheit an. Ein Service, der (leider) Hochkonjunktur hat.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.