Heiko Böhmer mit Krawatte vor dem Logo von Carl Zeiss Meditec

Carl Zeiss Meditec: Für den globalen Durchblick

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Der demographische Wandel hat viele Gesichter. Altersbedingte Augenkrankheiten gehören auf jeden Fall dazu. Carl Zeiss Meditec ist genau hier schon heute gut positioniert. Mit Blick auf die kommenden Jahre ist das deutsche Medizintechnik-Unternehmen aber gerade jetzt besonders spannend. Dazu trägt eine neue Technologie-Plattform zur Behandlung des Grauen Stars – auch Katarakt genannt – bei. 

 

Geschäftsmodell: Schon heute global aufgestellt 

 

Carl Zeiss Meditec ist ein weltweit führendes Medizintechnikunternehmen aus den Bereichen der Augenheilkunde und Mikroskopie. Mit rund 77 Prozent Umsatzanteil ist der Bereich Augenheilkunde klar führend, während die Mikrochirurgie auf knapp 23 Prozent Umsatzanteil kommt. Ein klarer Vorteil ist die globale Positionierung: In der Region Amerikas erzielt das Unternehmen rund ein Viertel der Umsätze. Auf die auch Europa umfassende Region EMEA entfällt knapp ein weiteres Viertel der Umsätze. Die restliche Hälfte generiert Carl Zeiss Meditec in dem asiatischen Großraum APAC, der so wichtige Märkte wie Indien und China umfasst, wobei China allein ein weiteres Viertel des Umsatzes beisteuert. 

Das Unternehmen setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Entwicklung innovativer medizinischer Ausrüstung, die nicht nur den Arbeitsablauf für den Arzt vereinfachen, sondern auch das Risikoprofil für den Patienten minimieren und das Operationsergebnis verbessern. 

In der Praxis sieht der Ablauf konkret so aus: Für die Durchführung der Operationen kauft der Arzt regelmäßig verschiedene Verbrauchsmaterialien und Implantate, die Carl Zeiss Meditech, zusammen mit den Wartungsverträgen für seine medizinischen Geräte, ebenfalls im Angebot hat. Die daraus generierten wiederkehrenden Umsätze sind nicht nur besonders profitabel, sondern wachsen auch überproportional zum Gruppenumsatz. Mit 46 Prozent des Gruppenumsatzes bilden sie die robuste Finanzierungsgrundlage für zukünftige Innovationen. 

Genau ein solches Geschäftsmodell zeichnet für uns ein wunderbares Unternehmen aus. So weist Carl Zeiss Meditec gute interne Cash-Flow-Reinvestitionsmöglichkeiten auf, mit denen dann die Erträge des Unternehmens inkrementell gesteigert werden können.

 

Marktpotenzial: Stetiges Wachstum von bis zu 5 Prozent 

 

Das zugrundeliegende Marktwachstum beträgt vier bis fünf Prozent pro Jahr. Doch als wunderbares Unternehmen in dieser Technologiebranche hat es Carl Zeiss Meditec in den letzten zehn Jahren geschafft fast doppelt so schnell zu wachsen. 

Erreicht wurde das Ziel vor allem durch sukzessive Marktanteilsgewinne in verschiedenen Marktsegmenten. Hervorzuheben ist hier insbesondere der Markt für refraktive Laserbehandlungen gegen Fehlsichtigkeit. Hier hat Carl Zeiss Meditec den Marktanteil von 29 Prozent im Jahr 2017 auf 35 Prozent im Jahr 2022 verbessert. Dieser Erfolg ist auf das von Carl Zeiss Meditech eingeführte SMILE Verfahren zurückzuführen, das eine wesentliche Verbesserung des Risikoprofils von Augenlaseroperationen ermöglichte.

Bezogen auf die Geschäftszahlen hat Carl Zeiss Meditec in den vergangenen zehn Jahren den Gewinn deutlich stärker gesteigert als den Umsatz. So gab es beim Umsatz einen Anstieg von rund acht Prozent. Der Gewinn hingegen stieg durchschnittlich um rund 15 Prozent pro Jahr. Noch stärker fiel mit annähernd 17 Prozent das Gewinnwachstum sogar in den vergangenen fünf Jahren aus, bei einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von fast zehn Prozent. 

 

SMILE_Technologie

Das 2017 eingeführte SMILE-Verfahren ermöglicht eine wesentliche Verbesserung des Risikoprofils von Augenlaseroperationen. Quelle: zeiss.de

 

Eigentümer: Großaktionär hält 59 Prozent – das bringt Stabilität 

 

59 Prozent der Anteile von Carl Zeiss Meditec liegen in der Hand der ZEISS Gruppe. Die ZEISS Gruppe wurde 1846 gegründet und entwickelte sich zu einem der weltweit führenden Technologieunternehmen der optischen und optoelektronischen Industrie. Die ZEISS Gruppe wiederum befindet sich vollständig in der Hand der ZEISS Stiftung, eine der größten und ältesten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. 

Diese Eigentümerstruktur ist für uns ebenfalls ein wichtiger Faktor. Ein so starker Großaktionär, der wiederum noch mit einer Stiftung verbunden ist, steht für Stabilität und langfristige Ausrichtung. Das sind Faktoren, die viele unserer wunderbaren Unternehmen aufweisen. 


Burggraben: Teilweise einzigartiger technologischer Standard 

 

Die hohen Forschungsaufwendungen ermöglichen es Carl Zeiss Meditech, medizintechnische Geräte auf technologischem Spitzenniveau zu entwickeln. Diese sind auf Jahre durch eine Vielzahl von Patenten geschützt. Für den Betrieb dieser Geräte benötigen die Nutzer oft verschiedene Verbrauchsmaterialien, wie spezielle Atemschutzschilde oder Abdeckungen für die medizinischen Geräte. Die können wiederum ebenfalls nur bei Carl Zeiss Meditech erworben werden. Somit stellt Carl Zeiss Meditech für die Nutzer der Geräte ein Quasimonopol dar, weil es keine alternativen Anbieter für kompatible Verbrauchsmaterialien im Markt gibt. Dieser Burggraben ermöglicht eine hohe Profitabilität der Verbrauchsmaterialien, begleitet von einer hohen Preissetzungsmacht.


Größter Wachstumstreiber: Neue Plattform zur Behandlung des grauen Stars 

 

Nach acht Jahren Entwicklungszeit erhielt Carl Zeiss Meditec die Zulassung für QUARTERA 700, einer innovativen Technologieplattform für die Behandlung des grauen Stars, auch Katarakt genannt. Mit einer Marktgröße von 8 Milliarden Euro ist der Katarakt als Marktsegment 4-5x so groß wie die bisherigen Marktsegmente, auf die sich Carl Zeiss Meditech historisch konzentriert hat. Die Vielzahl der innovativen Produkteigenschaften von QUARTERA 700 machen uns optimistisch, dass Carl Zeiss Meditech im Bereich der Katarakt-Behandlung seinen Marktanteil über die nächsten Jahre wird wesentlich ausbauen können. Aktuell liegt hier der Marktanteil nur bei vier Prozent und bietet so noch viel Wachstumspotenzial. 

 

Warum gerade jetzt so spannend? Stetiges Wachstum mit der neuen Technologieplattform 

 

Carl Zeiss Meditech hat im Jahr 2022 die Zulassung von der U.S. Regulierungsbehörde FDA erhalten. Ein wichtiger Meilenstein für Carl Zeiss Meditech, da es den Eintritt in den wichtigen U.S.-Kataraktmarkt ermöglicht. 


Unser Fazit: 

 

Carl Zeiss Meditech ist nach unseren Kriterien wirklich ein wunderbares Unternehmen. So haben wir eine hohe Ertragskraft kombiniert mit vielen technologischen Eigenentwicklungen. Gleichzeitig sichern die wiederkehrenden Umsätze mit Verbrauchsmaterialien, die fast für 50 Prozent des Gruppenumsatzes stehen, gegen größere Schwankungen ab. Aus Sicht eines Value-Investors ist zudem die Bewertung zuletzt deutlich zurückgekommen. Aktuell halten wir die Aktie im Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Dort haben wir die Aktie beim aktuellen Rebalancing zum dritten Quartal neu aufgenommen. 

Fun Facts: 

 

Manchmal dauern Produktentwicklungen länger als gedacht und sind dann auch noch teurer. So geschehen bei der SMILE-Technologie. Die hat in der fünfjährigen Entwicklungszeit jedes Budget gesprengt. Glücklicherweise wurde das Projekt trotz vielfacher Rückschläge nicht eingestellt. Bis heute sind mit SMILE mehr als acht Millionen Augen behandelt worden. Für den Aktionär hat die Technologie mehr als das Zehnfache der Entwicklungskosten verdient. 

Im Jahr 2017 hat Carl Zeiss Meditech 300 Millionen Euro Eigenkapital eingesammelt mit der Absicht eine Übernahme zu vollziehen (man munkelt es war Bausch + Lomb). Jedoch fand bis heute keine größere Transaktion statt und so sitzt Carl Zeiss Meditech auf einer Nettoliquidität von knapp 800 Millionen Euro. Die aktuell günstigen Bewertungen in der Medizintechnik könnte Carl Zeiss Meditech so für Übernahmen nutzen. 

Seit Januar 2022 bestimmt CEO Markus Weber die Geschicke des Unternehmens. Wie bereits sein Vorgänger verbrachte Herr Weber sein Berufsleben in der ZEISS Gruppe. Beide hatten im Bereich der Physik promoviert - eine gute Voraussetzung, wenn man darüber entscheiden muss, welche Hochtechnologie als nächstes entwickelt werden soll.

 

Heiko Böhmer

Heiko Böhmer

Heiko Böhmer verfügt über mehr als 20 Jahre Finanzmarkterfahrung. Als Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management zeigt er, wie wirtschaftliche Entwicklungen und Anlagetrends zusammenhängen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Einzeltiteln und den Aktienstrategien von Shareholder Value Management.