Shareholder Value News

Adobe Aktienanalyse: Kreatives Wachstum in der Cloud

Geschrieben von Heiko Böhmer | Dienstag, 5.4.2022

Ob Inflation oder geopolitische Risiken – es gibt Aktien mit sicheren Geschäftsmodellen, die in nahezu allen wirtschaftlichen Lagen stabile Erträge liefern. Dazu zählen auch ausgesuchte Werte aus dem Software-Sektor. Mit Adobe haben wir eine solche Aktie erst kürzlich in den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen aufgenommen und seit dem Rebalancing im März ist die Aktie auch neu in unserem Frankfurter Modern Value Index enthalten.

Wenn Unternehmens- oder Produktnamen zu Verben werden, dann ist man wirklich beim Kunden angekommen und hat sich dort tief im Bewusstsein verankert. Ein klassisches Beispiel ist hier das Googeln (Blogbeitrag zu Alphabet: Viel mehr als nur die Google-Suche). Kaum jemand sagt: „Ich suche etwas im Internet“, es heißt einfach: „Das google ich mal eben!“ Nicht ganz so direkt verhält es sich mit Adobe. Hier hat sich mit Photoshop eines der wichtigsten Produkte des US-Softwareunternehmen im Sprachgebrauch angesiedelt: Kaum jemand sagt: „Das Foto ist bestimmt bearbeitet worden.“, sondern „Das Bild ist doch gephotoshopt!“

Und tatsächlich ist Photoshop schon seit Jahrzehnten einer der Pfeiler von Adobe. Noch viel mehr Kunden kommen natürlich mit den PDF-Dokumenten und den angeschlossenen Acrobat-Lösungen in Kontakt. Insgesamt umfasst das Angebot von Adobe Grafik- und Bearbeitungsprogramme, Audio- und Videoschnittsysteme und auch Webanalyse-Tools. Dabei wird die Software von Adobe Systems an Hardwarehersteller, Softwareentwickler und Dienstleister sowie an Privatkunden und natürlich nicht zuletzt an die Werbeindustrie geliefert. Wie beeindruckend die Stärke von Adobe ist, verdeutlichen die folgenden Zahlen des Unternehmens:

  • Mehr als 90 Prozent aller Kreativprofis weltweiten verwenden Adobe Photoshop.
  • 2021 wurden weltweit mehr als 300 Milliarden PDF-Dateien in Adobe Produkten geöffnet.
  • In den vergangenen 12 Monaten wurden über die Adobe Document Cloud mehr als 8 Milliarden Transaktionen mit elektronischen und digitalen Unterschriften abgewickelt.

Gerade der letzte Aspekt ist auch ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit und zu mehr Effizienz, denn die Erstellung, Unterzeichnung, Bereitstellung und Speicherung von Dokumenten über Document Cloud ermöglicht Kosteneinsparungen von 90 Prozent und ist sogar um 95 Prozent umweltfreundlicher als die Arbeit mit Papierdokumenten.

 


Adobe CEO Shantanu Narayen auf der Adobe Max Konferenz 2019 unter dem Motto „Creativity for all“. © Foto: adobe.com

Stabiles Wachstum und weiteres Potenzial

 

Die langfristigen Wachstumszahlen von Adobe verdeutlichen das Potenzial dieser speziellen Softwarelösungen: Von 2011 bis 2021 ist der Umsatz um 275 Prozent auf zuletzt knapp 16 Milliarden Dollar angestiegen. Die Ertragskraft ist sogar noch kräftiger gewachsen: Adobe hat den Nettogewinn in der Zeit von 830 Millionen Dollar auf zuletzt 4,82 Milliarden Dollar gesteigert. Das entspricht einem Anstieg um rund 480 Prozent. In diesem Zeitraum hat Adobe eine massive Transformation der Erlöse geschafft: Weg vom Lizenzverkauf, hin zum Abo-Modell und vielen cloudbasierten Lösungen (Blogbeitrag zur Cloud von Amazon: AWS: Der versteckte Gewinntreiber bei Amazon) für die erfolgreichsten Produkte.

Was uns bei Adobe gefällt, ist die ruhige Art der Unternehmensführung. Adobe Chef Shantanu Narayen hat es geschafft, sein Unternehmen an das Zeitalter des Cloud-Computing anzupassen. Dazu waren aber keine schillernden Auftritte oder Mega-Fusionen notwendig. Adobe arbeitet eher im Stillen – und genau da liegt auch der Erfolg.

In der mehr 40-jährigen Firmengeschichte hat sich Adobe als der Industriestandard etabliert – vor allem im Creative Sektor. Hier bieten die Softwarelösungen wie Photoshop oder Illustrator, die jetzt in der Creative Cloud angeboten werden, die besten Einsatzmöglichkeiten vor allem auch im Business-Bereich. So wie Microsoft Office der Standard bei der Bürosoftware ist und dessen Kenntnisse bei Jobangeboten in den meisten Fällen vorausgesetzt wird, so gilt das gleiche für Photoshop oder Illustrator im Bereich der Grafik.

Ein weiteres Produkt von Adobe ist zudem aus dem Alltag nicht wegzudenken – auch wenn es in der einfachen Version keine Umsätze generiert, sondern das erst durch die hochwertigen Dokumenten-Lösungen kommt. Hier geht es um das PDF-Dateiformat zum Austausch von Dateien. Erst kürzlich hat Adobe hier eine wichtige Vereinbarung mit Microsoft (Blogbeitrag: Microsoft jetzt eine KI-Aktie? Tech-Gigant mit neuer Fantasie) getroffen. Im Kern geht es dabei um die Einbindung der Signaturanwendung Adobe Sign in die immer wichtigere Anwendung Microsoft Teams.

Nun agiert Adobe nicht im luftleeren Raum: Tatsächlich taucht immer mal wieder auch ernstzunehmende Konkurrenz auf. Die bezieht sich dann aber hauptsächlich auf Randgeschäftsfelder von Adobe. Im Kerngeschäft mit der Creative Cloud kann Adobe seine Vormachtstellung weiter gut verteidigen.

 


Mehr als nur ein Bürokomplex - Ein Blick ins Adobe Headquarter im kalifornischen San Jose. © Foto: adobe.com


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Software-Anbieter wie Adobe haben starke Preissetzungsmacht

 

Einen besonderen Fokus legen wir bei Unternehmen grundsätzlich auf die Preissetzungsmacht. Ist diese hoch, hilft das im inflationären Umfeld. Genau das ist bei Adobe gewährleistet, denn das Software-Unternehmen stellt keine Produkte im klassischen Sinn her. Der Softwareanbieter ist damit nicht von gestiegenen Erzeuger- oder Rohstoffpreisen abhängig.

Erst kürzlich hat Adobe eine Preiserhöhung angekündigt. Der Spielraum dafür ist aus zwei Gründen gegeben: Zum einen hat Adobe seit 2017 die Preise auf breiter Front nicht mehr angehoben – also ist das eine fast schon überfällige Anpassung der Preise. Gleichzeitig ist aber die Leistungsfähigkeit der Softwarelösungen stetig verbessert worden. Zum anderen sind gerade die Kunden im wichtigen Creative-Segment hauptsächlich Geschäftskunden. Viele Kunden zahlen hier für die komplette Cloud-Lösung schon jetzt knapp 60 Euro im Monat. Hier sind auch Preisanhebungen leichter durchzusetzen, weil die Kunden in vielen Fällen schon seit langer Zeit auf die Adobe-Software setzen und bei vielen Anwendungen auch keine wirkliche Konkurrenz besteht.

Das ist ohne Frage eine komfortable Lösung. Dabei war Adobe auch so etwas wie der Blueprint für ein Software-Abomodell. Die Umstellung von den klassischen Lizenzen hin zu den Abos erfolgte schon 2013. Grundsätzlich ist Adobe mit dem aktuellen Geschäftsmodell auch für weiteres Wachstum gut positioniert. Dazu tragen noch immer Konversionen von alten Lizenzen bei, die jetzt auslaufen und dann durch Abo-Lösungen ersetzt werden müssen. Gleichzeitig steigt der Bedarf im Creative-Segment durch den massiven Einsatz von Videos als Werbemittel in den maßgeblichen Social Media-Kanälen wie Instagram oder Facebook (Blogbeitrag zur Meta-Aktie: Die globale Werbemaschine). Hier müssen schnell neue Inhalte geliefert werden. Content Creation ist deshalb der entscheidende Faktor. Während früher aufwändig produzierte TV-Spots oft monatelang laufen konnten, werden heute viele Social Media Werbepostings nur wenige Tage eingesetzt. Das ist nur ein kleines Segment mit großen Wachstumschancen für die zukünftige Entwicklung bei den Creative Lösungen von Adobe.

 

Hohe Sicherheitsmarge bot gute Einstiegsgelegenheit

 

Für uns als Modern Value-Investoren spielt nicht nur das Geschäftsmodell mit dem klaren Wettbewerbsvorteil eine wichtige Rolle. Zu den maßgeblichen Auswahlkriterium gehört auch die Sicherheitsmarge. Die steht jedoch am Ende des Auswahlprozesses. Also erst, wenn ein Unternehmen die anderen Hürden schon genommen hat, schauen wir auf die Bewertung. Die war im Herbst 2021 schlicht und einfach viel zu hoch. Doch durch die breite Tech-Korrektur geriet auch Adobe unter Druck. In der Spitze verlor die aussichtsreiche Aktie knapp 50 Prozent an Wert. Genau das war der Zeitpunkt, als für uns die Bewertung auch attraktiv wurde. Derzeit bringt es Adobe auf ein KGV von knapp 30 – in der Spitze lag der Vergleichswert bei annähernd 50. Ein marktbreiter Index wie der S&P 500 Index weist hier einen Wert von fast 25 auf, so dass Adobe nur leicht über dem Indexdurchschnitt bewertet ist. Die Überbewertung im Tech-Sektor hat sich mittlerweile aber deutlich abgebaut und liefert jetzt ein spannendes Potenzial auf Sicht der kommenden Jahre. Unser Maßstab dafür ist der Total Shareholder Return (TSR) bei dem wir die zu erwartende jährliche Rendite auf Sicht der kommenden fünf Jahre prognostizieren. Der jährliche TSR beträgt derzeit rund 14 Prozent p.a.– damit gehört Adobe zu den Top 15 Werten aus unserer immerhin rund 160 Titeln umfassenden Watchliste und findet sich daher auch in unserem eigenen Index dem Frankfurter Moden Value Index. Darin haben wir die 25 attraktivsten Aktien aus unserem Anlagekosmos zusammengefasst.

 

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